Ursache und Verlauf
Der Keratokonus ist eine angeborene Stoffwechselstörung, bei der die Hornhaut ihre Festigkeit verliert. Als Ursache wird eine fehlerhafte Vernetzung der Kollagenfibrillen vermutet. Die Krankheit bricht in der Regel zwischen dem zehnten und dreißigsten Lebensjahr aus und betrifft meist beide Augen. Bei Ausbruch der Erkrankung kommt es aufgrund der fehlerhaften Festigkeit und des inneren Druckes auf die Hornhaut, zu einer unregelmäßigen Vorwölbung nach außen. Hierbei ist zunächst eine Zunahme der Kurzsichtigkeit, bzw. Abnahme der Übersichtigkeit messbar. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer deutlich messbaren Zunahme der Hornhautverkrümmung mit z. T. stark wechselnden Achslagen. Nur bei extremem Verlauf kann es notwendig sein, eine Hornhauttransplantation (Keratoplastik) durchführen zu müssen. Mit Hilfe einer Oberflächenaufnahme (Topografie) kann der Keratokonus vom Spezialisten auch in der Anfangsphase sicher diagnostiziert werden.
Wahl des Anpassers
Kontaktlinsenversorgungen bei Keratokonus und Keratoplastik sind besonders anspruchsvoll und sollten ausschließlich von Spezialisten durchgeführt werden. Es gibt bundesweit nur wenige Institute, bei denen diese Versorgungen einen hohen Anteil an den Gesamtversorgungen aufweisen. Mit ein wenig Stolz dürfen wir behaupten zu den führenden deutschen Adressen für Versorgungen bei Keratokonus und Keratoplastik zu gehören. Eine Kontaktlinse aufzusetzen, mit der der Betroffene besser sehen kann, gelingt auch weniger versierten Anpassern. Von größter Bedeutung ist jedoch, dass die „richtige“ Kontaktlinsengeometrie bestimmt wird.
Die Qualität einer Versorgung zeigt sich für den Betroffenen erst viel später dadurch, dass die Hornhaut auch über Jahre und Jahrzehnte nicht überbelastet wurde und somit eine Transplantation verhindert werden konnte. Eine nicht fachgerechte Versorgung kann eine Hornhaut so stark belasten, dass nach relativ kurzer Zeit eine Transplantation erforderlich ist.
Lassen Sie sich anderswo bei einer Anpassung nicht von schönen bunten Oberflächenvermessungen Ihrer Augen blenden. Oberflächenaufnahmen dienen in erster Linie dazu die Hornhaut besser interpretieren zu können und sollten nicht als hauptsächliches Kriterium dazu benutzt werden, Ihre Linse produzieren zu lassen. Es ist zwingend erforderlich, die Bestimmung Ihrer Linsen mithilfe geeigneter Prüflinsen vorzunehmen, die vor der Bestellung aufgesetzt und beurteilt werden müssen. Solche Prüflinsen sind bei versierten Spezialisten in großer Vielfalt vorrätig. Zu einer qualifizierten Anpassung gehört mehr als die automatische computergestützte Vermessung Ihrer Honhautoberfläche.
Korrektion
Bei der optischen Korrektion ist die Kontaktlinse der Brille weit überlegen, weil die Unregelmäßigkeiten der Hornhaut durch die Tränenflüssigkeit hinter der Linse ausgeglichen werden. Ist der Keratokonus so weit fortgeschritten, dass wegen zentraler Vernarbungen oder zu ungünstiger optischer Verhältnisse keine sinnvolle Kontaktlinsenkorrektion mehr möglich ist, sollte eine Hornhauttransplantation (Keratoplastik) in Betracht gezogen werden. Auch, wenn in einigen Fällen nach der Operation noch immer keine gute Brillenkorrektion möglich sein sollte, ist mit einer Kontaktlinse meist wieder eine Sehschärfe von 80% bis 100% zu erzielen.
Cross-linking
Seit einigen Jahren wird versucht die Hornhaut mit einem sogenannten „Cross-linking“ zu stabilisieren. Da diese Methode jedoch meist bei Personen durchgeführt wird, bei denen sich die Hornhaut ohnehin nicht mehr sehr stark verändert, ist ihr Ergebnis aus unserer Sicht nicht sicher zu bewerten. Unseres Erachtens sollten sich in erster Linie Personen dafür entscheiden, deren Keratokonus noch nicht sehr weit fortgeschritten ist, oder sich gerade in der Entwicklung befindet.
Semisclerallinsen
Seit ca. 2005 ist es möglich sehr große, formstabile, hoch sauerstoffdurchlässige Speziallinsen anzupassen, die über den Hornhautrand hinausgehen (Semisclerallinsen). Die Bestimmung dieser Geometrie erfordert jedoch besondere Kompetenz, weil die physiologische Belastung für die Augen insgesamt größer ist. Da die spontane subjektive Verträglichkeit wegen des großen Durchmessers insgesamt relativ gut ist, besteht neuerdings zunehmend die Gefahr, dass sie auch von etwas unerfahreneren Anpassern gewählt werden, die Langzeitbelastung für die Hornhaut dabei allerdings nicht richtig eingeschätzt wird.
Kosten
Bei fortgeschrittenem Keratokonus und bei Keratoplastik haben alle gesetzlich Versicherten und Beihilfeberechtigten einen Rechtsanspruch auf eine zuzahlungsfreie Versorgung (bis auf 10 € gesetzliche Zuzahlung zu einem Hilfsmittel).